Bettlägerig im Alter, aber zufrieden

14.06.2022

Viele ältere Menschen, die pflegebedürftig und bettlägerig sind, benötigen Hilfe und Unterstützung von Angehörigen oder Pflegepersonal. Dieser Umstand macht die  betroffene Person nicht unbedingt glücklich – das versteht sich.

 Und doch können Sie als Angehörige oder Betreuer*in einiges tun, um der bettlägerigen Person das Leben zu verschönern. Versetzen wir uns für einen Moment in die Situation eines bettlägerigen Menschen.

 

Stellen Sie sich diese Frage:

  •  Welche Aspekte stören die/den Gepflegten an der Bettlägerigkeit am meisten?
  • Wie können Sie als Pfleger/als Pflegerin dafür sorgen, dass diese Störfaktoren nicht mehr so belastend sind?

 

Wir wollen einerseits verhindern, dass bettlägerige Menschen in eine tiefe Hoffnungslosigkeit und Depression stürzen, anderseits wollen wir Glücksmomente schenken. 

 

Was für Menschen, die ihr Leben lang aktiv waren, sich um andere gekümmert haben, selbständig agiert haben, seelisch besonders belastend ist:

  • Sie können durch die Immobilität nahezu nichts selbst erledigen
  • Sie müssen gewaschen werden und auch beim Toilettengang unterstützt werden (das löst Schamgefühle aus)
  • Sie leben tagaus, tagein mit dem Gefühl, eine Belastung für die Familie zu sein

 

Hier also einige Tipps von uns:

 

Binden Sie Bettlägerige aktiv in die Pflege mit ein

Geben Sie der bettlägerigen Person die Möglichkeit, kleine Dinge selbst zu machen. Egal, wie klein die Sache sein mag, es dient einerseits der Beibehaltung von ein wenig Mobilität und anderseits etwas Würde zu behalten. Fordern Sie die gepflegte Person zu dieser Selbstständigkeit auf und greifen Sie nur ein, wenn es unbedingt erforderlich ist. Das sind kleine Handlungen, wie lediglich das Abwischen des Mundes nach dem Essen, oder der Bettlägerigen das Gefühl zu geben, sich nützlich gemacht zu haben.

 

Lassen Sie Entscheidungen treffen

Das kann die Auswahl des Unterhaltungsprogramms sein. Welche Sendung wird im Fernsehen angesehen? Welcher Radiokanal eingestellt? Oder: welches Nachthemd zieht sie oder welchen Pyjama er an? Jede Kleinigkeit zählt!

 

Machen Sie Komplimente

Sorgen Sie dafür, dass die bettlägerige Person stets gepflegt und hübsch aussieht. Das sorgt für ein gutes Gefühl und bringt vielleicht sogar das eine oder andere Kompliment. Und dann machen Sie ein Kompliment: „Du siehst heute sehr gut aus. Deine Frisur gefällt mir.“ Organisieren Sie ab und zu eine mobile Friseurin, die Hausbesuche abstattet oder eine Kosmetikerin, die knallrote Fingernägel zaubert. Sie werden überrascht sein, wie gut das dem gepflegten Menschen tut. Sie können den Menschen vielleicht nicht die Scham nehmen, aber Sie können helfen, dass die Aussicht auf ein gutes Körpergefühl oder ein kleines Kompliment die Dramatik der Lage erträglicher macht.

 

Zeigen Sie, dass Ihre Unterstützung keine Belastung darstellt

Drehen Sie den Spieß um. Wenn Sie ein Familienmitglied sind, sagen Sie, dass Sie durch die Pflege nun zurückgeben, was die bettlägerige Person in früheren Jahren für Sie getan hat. Erwähnen Sie, dass Sie die Pflege nicht als Pflicht empfinden, sondern es aus Zuneigung tun.

 

Machen Sie Fitnessübungen mit Bettlägerigen

Bei alten Menschen, die eine lange Zeit oder dauerhaft bettlägerig sind, sollten Sie den ganzen Körper und seine Funktionen bewegen. Damit sorgen Sie für gute Durchblutung durch Anregung von Herz und Kreislauf und eine bessere Atmung.

Bei den Übungen wird das Bett so weit wie möglich flach gestellt, und das Kissen durch eine Nackenrolle ersetzt. Bei Übungen im Sitzen wird das Bett so eingestellt, dass der Rücken des Übenden abgestützt ist.

 

Übungen in Rückenlage

  • Stoßen Sie die Bettdecke mit den Füßen ans Bettende
  • Die Oberarme bleiben liegen, der Unterarm wird gebeugt und gestreckt; (5-mal rechter Arm, 5-mal linker Arm)
  • Winken Sie in verschiedenen Richtungen (erst rechts, dann links)
  • Trainieren Sie die Arme – führen Sie diese nach oben und legen Sie diese leicht gebeugt neben den Kopf (erst rechts, dann links)
  • Leben Sie die Hand auf die entgegengesetzte Schulter (rechts, dann links)

Übungen mit den Beinen:

  • Rechtes Bein anziehen, beugen und den Fuß aufstellen; Bein anschließend wieder strecken; (danach links)
  • Den rechten Fuß strecken und anziehen; (ca. 5-mal); danach linken Fuß, anschließend beide Füße gleichzeitig;
  • Den rechten Fuß nach außen kreisen, anschließend den linken Fuß (jeweils zweimal)

Übungen aufrecht sitzend im Bett

  • Versuchen, sich mithilfe des „Bettzügels“ aufzurichten. Rollen Sie mit leicht angebeugten Knien in die rechte Seitenlage, stützen Sie sich mit den Oberarmen auf und kommen Sie zum Sitzen. Das wiederholen Sie links.

Übungen mit Hilfsmitteln

  • Nehmen Sie ein Handtuch. Das Kopfteil wird aufrecht gestellt; anschließend werfen Sie der bettlägerigen Person ein geknotetes Handtuch zu; Werfen Sie das Handtuch hin- und her, einhändig und beidhändig;
  • Ein weiteres Hilfsmittel: der Kamm:
    Kämmern Sie mal mit der rechten Hand die Haare; anschließend mit der linken.